Vermeintlicher Roadtrip durch Sizilien

Seit längerer Zeit war Sizilien auf der «to do» Liste doch irgendwie kam immer wieder etwas dazwischen. Aber nun war es endlich soweit, für 3 Wochen ging es mit dem Womo nach Sizilien. Um möglichst viel Zeit auf der Insel zu verbringen, haben wir uns entschieden via Fähre von Genua nach Palermo zu reisen, was sich als sehr gute Entscheidung erwies. Für keine 700 CHF konnten wir mit unserem Womo und einer 2er Kabine hin- und zurückfahren, ein absoluter Spitzenpreis!

San Vito-Macari

San Vito von etwas oberhalb bei Macari fotografiert

So liefen wir am 16. Oktober um 20:00 in Palermo ein. Die Abfahrt von der Fähre war mit dem Womo nochmals ein «Krimi», möglichst diagonal raus fahren. sodass hinten der Träger nicht aufsteht… leider dann doch leicht tuschiert, aber zum Glück ist kein nennenswerter Schaden entstanden.
Die Art und Weise wie in Palermo die Verkehrsregeln interpretiert werden unterscheidet sich doch stark von dem was wir uns als Mitteleuropa gewohnt sind. So fährt bei normalen Gegenverkehr mit Sicherheitslinie locker noch ein Auto in der Mitte (hälftig verteilt von der Sicherheitslinie) und wenn dann ein weiterer Mobilist auf der Gegenseite die gleiche Idee hat, müssen alle ein bisschen «zusammenrücken» was dann bedeutet zu viert auf einer Strasse zu fahren, welche eigentlich für zwei Fahrzeuge gedacht ist, aber was soll’s irgendwie geht’s ja dann doch…

San Vito

Südwestliches Felsband von San Vito

Wir jedenfalls waren froh als wir Palermo hinter uns lassen konnten und Richtung Westen, nach San Vito Lo Capo fahren konnten. Um 22:00 erreichten wir den Stellplatz welchen wir auf park4you ausgewählt hatten. Es war natürlich stockdunkel, nur das Meerrauschen war zu hören, welches uns dann auch schön in den Schlaf «rauschte».
Am Morgen aufgewacht und Kaffeemaschine angeworfen einmal einen Blick nach draussen gewagt, wow was für eine Überraschung, direkt hinter uns der Kilometerlange Felsriegel von San Vito welcher schon mal extrem cool aussah!

Nach kurzen Frühstück und bereits 25 Grad um 10:00 machte ich den Vorschlag schon mal an den Fels zu gehen, denn am Nachmittag wird die uns zugewandte Seite voll an der prallen Sonne sein und vermutlich dann auch bei 30 Grad besonnt. Und so kam es dann auch, doch glücklicherweise war der Zustieg gefühlte 2 Minuten und wir konnten an tollen 30 Meter Routen an das für uns neue Klettergebiet gewöhnen. Zurück beim Womo überlegten wir uns ob wir im Meer baden gehen möchten, denn es war tatsächlich schon 30 Grad! Gesagt getan und es war eine herrliche Erfrischung.

Und so entdeckten wir Tag für Tag neue Sektoren. Der Fels immer von bester Qualität und die Routen waren durch’s Band saniert und die Hakenabstände sehr «user friendly». Leider waren die Umlenker nicht konsequent doppelt gesichert und Teilweise oder mehrheitlich mit den «Affenschwänzen» (10er Chromstahleisen aufgerollt) verbaut. Ich hatte jeweils ein mulmiges Gefühl mich nur an einer Sicherung runter zu lassen, da man doch auf einigen Websiten von Korrisionsproblemen mit den Haken in Sizilien liest. So habe ich, wo möglich noch ein Maillon gesetzt um im «worst case» einen Absturz zu verhindern. Glücklicherweise hat alles gehalten und wir gewöhnten uns an diesen Umstand.

San Vito

Neuer Sektor neues Glück? Weit gefehlt, "Fehlgriffe" gab es praktisch keine

Landschaftlich waren wir ebenfalls sehr überrascht, dachten wir doch es wäre eher braun und trocken wegen der Hitze und er Nähe zu Afrika. Doch weit gefehlt, es war erstaunlich grün! Dies könnte aber auch dem Unwetter geschuldet sein, welches scheinbar Ende September über den nordwestlichen Teil von Sizilien fegte.

Nach einer Woche «freistehen» mit unserem Womo direkt an der Zufahrtsstrasse zum Campingplatz wollten wir den Bogen nicht überspannen und verschoben uns ein paar Kilometer um nicht in Konflikt mit der Polizei zu geraten. So fanden wir wieder einen tollen Platz wo wir schlussendlich dann nochmals 2 Wochen standen. Am Morgen kam jeweils der Bäcker und der Fischer vorbei welche uns dann den «catch of the day» respektive frische Briosch anboten.

Fish

How much is the fish? nicht ganz billig dafür lecker und ganz frisch

Die Entscheidung einen Roller mitzunehmen, respektive ein Rollterträger zu montieren war eine der besseren Entscheidungen. Somit waren wir jeweils für 4-5 Tage autark (bis die Toilette voll oder das Wasser leer war) und bewegten uns in dieser Zeit mit dem Mountainbike oder dem Roller.
Wettertechnisch hatten wir quasi einen Zweiten Sommer, jeden Tag zwischen 25-32 Grad und dies über die ganzen 3 Wochen. Das war einerseits sehr angenehm, jedoch zum klettern viel zu heiss! So entschieden wir uns jeweils früh aufzustehen, resp. der Wecker läutet mussten wir jeweils früh raus, da für uns das Klettern nach 12:00 einfach zu heiss war. Dies war einerseits irgendwann etwas ätzend (Wecker um 07:00) aber andererseits auch schön denn um 13:00 waren wir meist zurück beim Womo, gingen baden und Frühstückten dann ausgiebig gefolgt von meiner Seite mit einem Nickerchen und Esthi lernte für den Wohnmobilführerschein C1 welchen sie nun in der Tasche hat.

Spiaggia di Cala Bove

Esthi mit Lucy unserem "Leihund" welcher uns schnell ans Herzen gewachsen ist

Windsurftechnisch war dann leider nicht viel los, nur Hochdruck-Wetter und dadurch fast kein Wind… Und so wurde aus unserem Roadtrip ein San Vito Lo Capo Trip! Wir konnten uns nicht losreissen und da es, wie gesagt an den Windsurfspots weder Welle noch Wind hatte blieben wir ganz einfach an Ort und Stelle. Lediglich am letzten Tag fuhren wir noch nach Marsala um doch noch ein paar Eindrücke von der Insel mitzunehmen. Doch leider waren diese dann nicht wirklich toll, überall viel Müll an den Strassenrändern und im Vergleich zu San Vito war die Umgebung von Marsala-Trapani eher Durchschnitt.

Aber das alles hat ja auch etwas gutes, da wir noch nicht wirklich viel von der Insel gesehen werden wir einfach wieder gehen.

So far so good

Björn & Esthi

Bjoern

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